Entwicklungshilfe per Pedes

St. Martin/Maikammer: Hungermarsch für die Aktion Bombay

Startbereit standen rund 70 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder am Sonntagfrüh vor der Pfarrkirche in St. Martin. Nicht allein der Gottesdienst hatte sie angezogen. Vielmehr war es der Wunsch, den Armen in Indien zu helfen. Die Katholischen Arbeitnehmerbewegungen (KAB) Maikammer und Sankt Martin und die Entwicklungshilfeorganisation Aktion Bombay Ludwigshafen hatten zu einem Hungermarsch für Entwicklungshilfeprojekte in Indien aufgerufen.

Der älteste Teilnehmer, der sich in St. Martin eingefunden hatte, war 75 Jahre, die jüngste Wanderin gerade mal zwei Jahre alt. Ziel der 15 Kilometer langen Strecke, die von St. Martin durch das Felsenmeer nach Maikammer über die Woiselquelle und die Diedesfelder Hütte führten, war am Sonntagnachmittag das Pfarrheim in Maikammer. Dort übergaben die Marschierer eine Spende in Höhe von insgesamt 8500 Mark, die sie bei Bekannten und Freunden in den letzten Wochen für die Aktion Bombay gesammelt hatten. Mit der Teilnahme am Marsch hatten sich die Wanderer nämlich dazu verpflichtet, im Vorfeld eine Spende zusammenzutragen. Auf welchem Wege das Geld den Armen zugute kommen soll, erklärte der ehrenamtliche Vorsitzende der Aktion Bombay, Gerd Hilbert. "Die gesamte Summe geht nach Indien als Entwicklungshilfe; die eine Hälfte wird für Projekte zur Berufsausbildung, die andere Hälfte für die Unterstützung von Selbsthilfegruppen verwendet."

Jugendliche ohne Schulabschluss werden unter der ÄÜgide der Aktion Bombay zu Zweirad-, Traktor- und Automechanikern ausgebildet. Die Maßnahme werde, so Hilbert, der kürzlich die Werkstätten in der Region Ahmednagar besuchte, von der indischen Regierung gefördert, um der Abwanderung von Jugendlichen in die überfüllten Städte entgegenzuwirken. 56 Jugendliche würden dort zur Zeit in zwei Jahren den Handwerksberuf erlernen und hätten gute Chancen, anschließend einen Arbeitsplatz auf dem Land zu finden. Verantwortlich für den gezielten Einsatz der Gelder sind Jesuitenpater, die die Ausbildung koordinieren. 670 Mark kostet die Ausbildung eines Jugendlichen, einschließlich Arbeitskleidung, aber ohne Lebensunterhalt. Das zweite Projekt, das mit den Spenden der Aktion Bombay gefördert wird, dient der Unterstützung der oftmals rechtlosen indischen Hausmädchen. Bereits 1985 starteten indische Bischöfe das Projekt, indem sie eine Hausmädchenorganisation aufbauten und mit der Aufsicht die belgische Ordensschwester Jeanne Devos beauftragten.

Die Aktion Bombay wurde 1957 mit dem Ziel der Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit indischer Jugendlicher ins Leben gerufen und 1964 als eingetragener Verein von Mitgliedern der CAJ (Christlichen Arbeiter Jugend) und der KAB in Ludwigshafen gegründet. Einer der Gründungsmitglieder war seinerzeit der Maikammerer Pfarrer Werner Seither. Bei der Vergabe von Geldern wendet die Aktion Bombay die gleichen Kriterien wie das Bischöfliche Hilfswerk Misereor an.

Die Schirmherrschaft über den Hungermarsch, den die KAB St. Martin zum dritten Mal und die KAB Maikammer erstmals organisiert hatten, übernahm der Staatsminister a.D. Ökonomierat Dieter Ziegler. (awk)

Die Rheinpfalz, 25. Juli 2000

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